
Barrierefreiheit im OXID eSales-Shop: Anforderungen der EU-Verordnung umsetzen
Ab dem 28. Juni 2025 müssen alle Betreiber von Online-Shops in der Europäischen Union die Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) und der zugrunde liegenden, europaweit gültigen Barrierefreiheitsrichtlinie (European Accessibility Act, EAA) erfüllen. Dies betrifft auch alle Onlineshops, die auf dem OXID eSales Shopsystem basieren. Die gesetzliche Grundlage sieht vor, dass digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei gestaltet werden müssen, damit sie auch von Menschen mit Behinderungen uneingeschränkt genutzt werden können. Für Betreiber von OXID-Shops bedeutet das konkrete technische und gestalterische Anpassungen, die frühzeitig eingeplant und umgesetzt werden sollten.
Warum Barrierefreiheit im E-Commerce mehr als nur Pflicht ist
Barrierefreiheit ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch ein strategischer Vorteil im E-Commerce. Ein barrierefreier Onlineshop verbessert die Nutzerfreundlichkeit für alle Besucher, erhöht die Sichtbarkeit in Suchmaschinen und erschließt neue Zielgruppen. Rund 15% der Bevölkerung sind laut WHO auf digitale Barrierefreiheit angewiesen – darunter Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen, motorischen oder kognitiven Einschränkungen. Für Shopbetreiber ist es also wirtschaftlich wie gesellschaftlich sinnvoll, frühzeitig in die Barrierefreiheit zu investieren.
WCAG 2.2: Das Regelwerk für Barrierefreiheit im OXID eSales Shop
Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) in der Version 2.2 sind das zentrale Regelwerk zur Umsetzung von Barrierefreiheit im Web. Sie definieren spezifische Erfolgskriterien, die in vier Prinzipien zusammengefasst sind: wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Die Anforderungen der WCAG 2.2 konstituieren die Basis der EU-Verordnung und damit auch des deutschen BFSG.
Für OXID-eSales-Shops bedeutet das insbesondere:
- Texte, Bilder und Medieninhalte müssen für Screenreader zugänglich und semantisch korrekt ausgezeichnet sein
- Navigationselemente sollten mit Tastatur bedienbar sein
- Farben müssen hohe Kontraste bieten
- Formulare benötigen klare Beschriftungen und sinnvolle Fehlerhinweise
- Der Checkout-Prozess sollte ohne Maus bedienbar und eindeutig strukturiert sein
Technische Umsetzung in OXID: Barrierefreiheit systematisch integrieren
OXID eSales bietet durch seine modulare Architektur und seine klare Trennung von Code und Template eine gute Basis zur Umsetzung barrierefreier Anforderungen. Die folgende Vorgehensweise hat sich in der Praxis bewährt:
Audit durchführen und Analysewerkzeuge nutzen
Zu Beginn sollte ein Barrierefreiheits-Audit des aktuellen Shops erfolgen. Dabei helfen Tools wie Axe, WAVE oder der Accessibility Checker von Google Lighthouse. Für OXID-Shops empfiehlt sich zusätzlich eine manuelle Prüfung auf Template-Ebene, insbesondere der Azure- oder Flow-Templates, die als Basis für viele individuelle Themes genutzt werden.
Templates auf semantische HTML-Strukturen prüfen
Eine saubere Semantik ist die Grundlage barrierefreier Inhalte. OXID-Template-Entwickler sollten sicherstellen, dass Überschriften logisch gegliedert, Formulare korrekt beschriftet und Navigationselemente durch ARIA-Rollen und Landmarken unterstützt sind. Die Nutzung von <nav>
, <main>
, <header>
und <section>
hilft hierbei ebenso wie eine durchdachte tabindex
-Reihenfolge für die Tastatursteuerung.
Barrierefreie Medienintegrationen realisieren
Multimedia-Inhalte im OXID-Shop wie Produktvideos, Bildergalerien oder Zoomfunktionen sollten alternative Texte und bei Videos auch Untertitel oder Transkriptionen anbieten. Für Produktbilder ist das alt
-Attribut zwingend anzugeben – idealerweise dynamisch über die Produktbeschreibung im Admin-Bereich. OXID-Module können genutzt werden, um automatisch Alt-Texte zu generieren oder die Redaktion beim Einpflegen dieser Inhalte zu unterstützen.
Formulare und Checkout barrierefrei gestalten
Bestellformulare und der Checkout-Prozess in OXID sind oft komplexe und interaktive Bereiche. Hier gilt es, alle Formularelemente mit eindeutig verknüpften <label>
-Tags zu versehen, Fehlermeldungen klar und verständlich anzuzeigen und Tastatur-Navigation zu ermöglichen. Inline-Validierung erhöht darüber hinaus die Benutzerfreundlichkeit und kann barrierefrei implementiert werden.
Modules und Themes barrierefrei gestalten
OXID bietet eine Vielzahl an Modulen und Themes von Drittanbietern. Diese sollten unter dem Aspekt der Barrierefreiheit kritisch geprüft werden. Viele Anbieter stellen inzwischen WCAG-konforme Templates bereit oder bieten optionale Konfigurationen zur Verbesserung der Bedienbarkeit. Bei Eigenentwicklungen sollten Shopentwickler Barrierefreiheit als festen Bestandteil der Entwicklungsrichtlinien verankern – möglichst durch ein Accessibility Style Guide, der im Projektteam etabliert wird.
Rechtlicher Kontext: Was droht, wenn Shopbetreiber nicht handeln?
Mit Inkrafttreten der Barrierefreiheitsverordnung können ab 2025 Verstöße gegen die Richtlinien zu Abmahnungen, Bußgeldern und Schadensersatzforderungen führen. Behörden erhalten umfassende Kontrollrechte, Betroffene können Verstöße melden. Unternehmen, die nach dem 28. Juni 2025 neu auf den Markt treten oder bestehende Shops grundlegend aktualisieren, müssen die Anforderungen sofort erfüllen. Auch bestehende Shops, deren Technologieplattform gravierende Änderungen erfährt, unterliegen der Pflicht zur Barrierefreiheit. Wer also in den kommenden Monaten auf OXID 7 umsteigt oder ein neues Design einführt, sollte zwingend barrierefreie Standards integrieren.
OXID als starke Grundlage für barrierefreie Shops
Das Shopsystem OXID eSales bietet durch seine flexible Architektur, seine Template-Engine auf Basis von Smarty und seine starke Community gute Voraussetzungen, um WCAG 2.2-konforme Onlineshops aufzubauen. Insbesondere bei Individualprojekten mit hoher technischer Komplexität profitieren Agenturen, Dienstleister und Shopbetreiber davon, dass OXID barrierefreie Anforderungen modular und wartbar abbilden lässt. Auch die Möglichkeit, eigene Modul- oder Templateprüfungen einzubauen, erleichtert die kontinuierliche Verbesserung.
Zukunftsorientierte Shopbetreiber und Entwickler nutzen die kommenden Monate, um ihren OXID-Shop barrierefrei und damit nicht nur rechtlich konform, sondern auch nutzerfreundlicher und erfolgreicher im digitalen Wettbewerb aufzustellen.